Burgbühne Stromberg macht das Haus Nottbeck zur Irrenanstalt
Der Torhaussaal des Kulturguts Haus Nottbeck wurde zur Irrenanstalt, denn die Burgbühne Stromberg präsentierte dort ihr alljährliches Winterstück: Mit Friedrich Dürrenmatts Tragikomödie „Die Physiker“ gab Tobias Huster seinen Einstand als neuer Regisseur des alljährlichen Winterstückes.
Im Mittelpunkt des Stückes stehen drei Physiker, die sich als Geisteskranke ausgeben. Einer von ihnen behauptet, Albert Einstein zu sein, der zweite hält sich für Sir Isaac Newton. Der dritte, Johann Wilhelm Möbius, möchte sich mit der Behauptung, dass ihm regelmäßig König Salomo erscheine, selbst unglaubwürdig machen, um seine kongeniale Erfindung – die so genannte Weltformel – zu schützen. Als in der besagten Irrenanstalt plötzlich mehrere Morde geschehen, nimmt eine absurde Geschichte ihren Lauf, in der bald keiner mehr weiß, wer denn wirklich verrückt ist. Die Groteske gehört zu den meist gespielten Theaterstücken im deutschsprachigen Raum. Dabei zählte Regisseur Tobias Huster das Stück zu Beginn gar nicht zu den Favoriten. „Zuerst habe ich dem Stück, nachdem ich es das erste Mal gelesen hatte, keine größere Aufmerksamkeit gewidmet. Aber es kamen mir immer und immer wieder bestimmte Szenen in den Sinn, sodass ich nicht mehr von dem Stück losgekommen bin. Es bietet so viel Witz bei gleichzeitiger Tiefgründigkeit, dass mir die Wahl am Ende dann doch nicht mehr schwer viel.“ sagt Huster. Besonders gefällt dem 42-jährigen Oelder die unerwartete Wendung, die die Geschichte nimmt und die Realität und Fiktion immer mehr verschwimmen lässt. „Kaum fühlt man sich als Zuschauer in Sicherheit, erahnt man sehr schnell, dass man auf dem Holzweg ist. Was als lustige Kriminal-Klamotte im Irrenhaus beginnt, endet als grotesker geo-politischer Schlagabtausch zwischen Newton, Einstein und einem Patienten, der vorgibt, dass ihm König Salomon erscheint. Das ist einfach herrlich!“, so Huster.
Für Tobias Huster ist es die erste eigene Regiearbeit gewesen. Trotzdem zählt er an der Burgbühne bereits zu den „alten Hasen“, denn als aktives Mitglied steht er seit 1987 regelmäßig selbst auf den Stufen vor der Heilig-Kreuz-Kirche - und auch die Nottbecker Winterbühne ist bekannt. Hinter dem Regiepult zu sitzen sei aber mindestens genauso aufregend gewesen. „Es ist ein großer Spaß, mit anzusehen, wie das Stück von den Darstellern immer mehr aufgenommen wurde. Ich gehe als Spielleiter immer mit tausend Ideen und Vorstellungen zur Probe, was man wann, wo und wie umsetzen könnte, aber das Meiste passiert ganz von allein, wenn die Darsteller ihr Textbuch zur Seite legen und einfach drauflos spielen. Wir studieren ja auch keine Choreografie ein, sondern versuchen ein lebendiges Theaterstück auf die Bretter zu bringen.“ Das ist ihnen gelungen. Die Inszenierung kam beim Publikum ausgesprochen gut an und erntete bei der Premiere am 12. Januar langanhaltenden Applaus.